Am 18.10.99 trafen
sich zum Thema "13. DIN-Fachbericht (Bau- und Nutzungsplanung von wissenschaftlichen
Bibliotheken) und dessen Anwendung in kleinen Spezialbibliotheken" 18 Teilnehmer
zu einem Workshop im Thüringer Sozialministerium, dessen Standort
zur Zeit zugleich eine riesige Baustelle (!) für drei weitere Ministerien
und damit weiterer Behördenbibliotheken ist.
Auf der APBB-Veranstaltung
in Freiburg sowie durch Internet, "Fit für Fortbildung" und im "Bibliotheksdienst"
publik gemacht, war es für potentielle Teilnehmer am Ende schwierig,
noch einen Platz zu bekommen, so groß war das Interesse an dieser
Veranstaltung.
Offensichtlich ist der Bedarf
an Richtlinien und Hilfestellungen bei der Beschäftigung mit dem Bibliotheksbau
ein Grund für den großen Zuspruch gewesen, zum anderen gewiß
auch die Wahl des Referenten, Herrn Bibliotheksdirektor Eck, den wir für
diese Veranstaltung gewinnen konnten. Neben seinem reichen Erfahrungsschatz,
den er bei Planung und Neubau der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek
Göttingen sammeln konnte, war Herr Eck maßgeblich in einer Expertenkommission
der DBI-Kommission für Bibliotheksbau an der Überarbeitung des
13. DIN-Fachberichtes beteiligt. So konnten die Teilnehmer also Informationen
"aus erster Hand" erwarten und wurden in ihren Erwartungen auch nicht enttäuscht.
Dem DIN-Fachbericht, der
ja keine Norm ist, kommt eher Richtliniencharakter zu. Zwar ist er nur
eine "DIN-Empfehlung", wird aber erfreulicherweise schon an vielen Stellen
wie eine Norm verwandt und kann somit von planenden Bibliothekaren ins
Feld geführt werden.
Nach einer ausführlichen
Vorstellungsrunde, in der sich die Teilnehmer bekannt machen, ihre Probleme
kurz vorstellen sowie ihre Erwartungen benennen konnten und nach einer
kurzen Selbstvorstellung berichtete Herr Eck zunächst über die
Entstehung des DIN-Fachberichtes und die Notwendigkeit einer Überarbeitung
(insbesondere nach der Öffnung der Mauer, da der erste DIN-Fachbericht
sehr bald vergriffen war).
Besonderes Augenmerk wurde
bei der Überarbeitung auf die Entwicklungen und den Einsatz neuer
Technologien im Bibliothekswesen gelegt; auch wurden die Kapitel Fördertechnik,
Sicherungstechnik, Lagerbedingungen, Raumakustik, Schallschutz und Beleuchtung
hinzugefügt. Zu knappe Flächenannahmen für die Magazinaufstellung
wurden ganz getilgt, für Benutzerarbeitsplätze in vernünftigen
Größen wurden Argumentationshilfen gesammelt.
Anschließend wies der
Referent auf weitere nützliche Literatur für den mit Bibliotheksbau
befassten Bibliothekar hin.
Im nächsten Teil stellte
der Referent die Grundaussagen und den Aufbau des Fachberichtes vor, machte
Ausführungen über den Anwendungsbereich, zitierte Normen und
andere Unterlagen, die nützlich für Bibliothekare in Zusammenarbeit
mit ihren Unterhaltsträgern oder Architekten sein können. Es
ist wichtig, dass Planungsabteilung, Architekt und Bibliothekar "die gleiche
Sprache sprechen"; dafür gibt es einen Katalog von Begriffen und Definitionen
in Abschnitt 3 und eine Definition der Nutzflächen in Abschnitt 4
(letztlich kann der Bibliothekar meist nur auf dem Gebiet der "Hauptnutzfläche"
seine Planungsvorschläge einbringen). Eine enge Zusammenarbeit zwischen
den "Profis" (Regalherstellern, Bibliotheksausstattern usw.) und den Bibliothekaren,
die ja ihren Geschäftsgang genauestens kennen, wurde hier angeraten.
Danach wurden die Teilnehmer
auf neue Tendenzen bei Nutzerarbeitsplätzen und Katalogen aufmerksam
gemacht, die sich in Zukunft mehr an der Notwendigkeit des digitalen Zeitalters
orientieren werden, also: die Bibliothek als Informations- und Kommunikationszentrum,
nicht nur als "Nostalgieabteilung" für alte Bücher.
Umfangreiche Schulungen der
Nutzer durch die Bibliothekare als die Informationsvermittler (gerade auch
an speziellen Arbeitsplätzen für neue Medien) wurden angeraten.
Auch auf eine ausreichende Verkabelungsmöglichkeit (Boden- und Brüstungskanäle)
zur Sicherung der Flexibilität der Arbeits- und Nutzerplätze
wurde hingewiesen. Besonders diskutiert wurden auch die Grundflächen
für das Personal (ehemals nach der RB Bau nach Besoldungsstufen berechnet).
Sie sollten als Mischarbeitsplätze für EDV und Printmedien gestaltet
sein und großen Stauraum (Nebenarbeitsflächen) bieten; für
Bibliotheksleiter sind entsprechende "Besprechungsflächen" zuzugeben.
Am Rande bekamen die Bibliothekare
auch viele kleine und große Tipps aus der Praxis des Referenten und
der anderen Workshopteilnehmer.
Die Veranstaltung, die als
Workshop zu jeder Zeit die Möglichkeit bot, Fragen zu stellen und
Probleme anzusprechen, wurde auch bereichert durch die Ausführungen
eines Teilnehmers aus einem Bundesamt, der speziell an der derzeitigen
Planungsphase des Umzuges seiner Bibliothek anhand von Folien auf einzelne
Probleme hinwies und einer Kollegin aus einem Thüringer Landesamt,
die ihre Diplomarbeit zur Einrichtungsplanung ihrer Behördenbibliothek
detailliert vorstellte.
Die Workshopteilnehmer nahmen
aktiv an der Veranstaltung teil, sie diskutierten angeregt bis heiß
auch am Rande der Veranstaltung in die Pausen hinein weiter.
Obwohl die Teilnehmerschar
eine recht heterogene Gruppe aus Vertretern kleiner Behördenbibliotheken
(oft OPLs) bis hin zu Leitern großer Behörden- oder wissenschaftlicher
Bibliotheken darstellte, ist bereits auch in der Abschlussrunde deutlich
geworden, dass der Workshop wohl für alle auf die unterschiedlichste
Weise eine Bereicherung war und dies hoffentlich auch in die alltägliche
Bibliothekspraxis hinein nachwirkt.
Fakt ist, dass in dieser
Zeit in den neuen Bundesländern und gerade hier in Thüringen
noch etliche neue Bibliotheksgebäude entstehen, wie auf dem Tagungsgelände
nicht zu übersehen war. Fakt ist auch, dass zahlreiche verantwortliche
Bibliotheksmitarbeiter bereit und interessiert sind, ihr Fachwissen dabei
einzubringen. Auch der Referent äußerte sich positiv überrascht
über das rege Interesse und Engagement der Bibliothekare und über
die "aufstrebende Verwaltungszentrale Erfurt".
Ein Fazit dieser Veranstaltung
war jedoch auch die Erkenntnis und allgemeine Feststellung, dass gerade
die Behördenbibliothekare als eine besondere Spezies der wissenschaftlichen
Spezialbibliotheken in ihren Institutionen in ganz unterschiedlicher Weise
(und oft nicht genügend) in den Planungsprozess einbezogen werden.
An dieser Stelle nochmals
ein besonderer Dank dem Referenten, der in seinen Ausführungen versucht
hat, die speziellen Probleme der ganz kleinen (Robinson-)bibliotheken zu
erfassen und auch auf die Belange von größeren Behördenbibliotheken
ganz individuell einzugehen.